Dao was es maol en Kerl vont Lande, de in de Stadt trocken wör. Auk wenn he et dao bi de Stadtwerke bloß met den Schmutzwasserkanal to doon harre, leip he nu wat hauchniäsig. Nu ja, jedereene mott män wietten, wu he so löpp. Immerhin moss moss he nu es maol för wat mehr Ümweltschutz to ne Fortbildung nao Wuppertal hen. Un dat nu sogar noch met Hotelüöwernachtung!
Eenmaol dao in dat Wuppertal-Hotel, woll sick usen Kanalkruuper auk wuohl gern noch iäben in dat Gästebook indriägen. He söhg, dat dao eenen met „MdB“ drinstönn. Dao fröög he an de Refrekssion, wat et denn dao so met up sick härre? „Ein Mitglied des Bundestages“, kreeg he to Antwort. Soso. Sieh an, sieh an. Et schinn, man konn et en sücke Hüüser gar nich graut genoog ruuthangen laoten. So schreef he nu achter sienen Naomen „MdO“.
Oh! Wat dat denn bedüüte, woll den Hotelfritzen wietten? Wichtige Antwort: „Mitglied der Ortskrankenkasse.“
Alles in allem schien es eigentlich ganz nett auf der Jubiläumsveranstaltung „500 Jahre Kirchengemeinde Sankt Dionys“. Der Saal war rappelvoll. Bis zum gemütlichen Teil fehlte nur noch der Festvortrag von Herrn Professor Dr. von Zweydorff, seines Zeichens Gelehrter der Theologischen Fakultät der Universität Münster zum Thema: „Die Kirche im Wandel der Zeit“. Der Herr Professor prüfte auch vorne bereits das Mikrofon: „Eins, zwei drei …“ Oh, ein Schall mit Hall. Das müsste etwas dezenter klingen. Also noch einmal: „Eins, zwei, drei …“ Nun klang die Stimme klar und frei. „Können mich auch alle hören?“ Nicken im Saal. Alle können gut hören. Gut so. Nun denn: „Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist mir eine Ehre, zum heutigen Jubiläum der Kirchengemeinde Sankt Dionys …“
Und das, was der Kenner sagte, war einfach ein Gedicht. Nein, ein Gedicht war es selbstverständlich nicht, aber es klang alles wohl gesetzt und feierlich. Der Professor sagte sogar noch so einiges auf Latein. Das musste wohl so sein. Es klang denn auch ganz fein. Eigentlich ganz nett, so dass der Vortrag schon bald mit Applaus einigermaßen gut überstanden war.
Nun fand auch der Herr Pastor noch einige warme Worte, also dass er sich freue über die große Anzahl der Gläubigen, die der Kirche auch in diesen unruhigen Zeiten die Treue hielten. Mehr als nett, fände er das! Denn, nun ja, dass es an sich ja auch eigentlich gar nicht ohne Gläubige in der Kirche gehe. Spruch des Herrn. Angesichts dessen gelte auch sein großer Dank … Und dann aber: Applaus, Applaus! Getrommel auf den Tischen.
Nun konnte auch endlich der gemütliche Teil des Abends beginnen. Die Musik stimmte schon einen Walzer an, während die Herren behutsam ihre Anzugjacken über die Stuhllehnen hängten, hier und da die Damen ihre buntseidenen Halstücher lüfteten und die Ober flink wurden. Eine gute Gelegenheit für den Pastor, nun auch einige persönliche Worte mit den Gästen zu wechseln. Man sagt ja hier den Emsköppen nach … Ach, was die Leute alles so reden. Auf einen Nenner gebracht, sind se hier doch alle ganz nett! Der Pastor kannte denn wohl auch seine Schäfchen. Nett wie auch er war, ging er von Tisch zu Tisch.
Da kam er nun an den Tisch, wo der Kartoffelbauer Benning senior mit seiner Frau saß. Sieh an, sieh an! Schon seit Jahren kamen Pastors Kartoffeln von Bennings Hof. Eine gute Gelegenheit, um ein paar besonders nette Worte zu tauschen. Also, Ladys first. Der Pastor wusste, dass die Benningsche schwerhörig war, drum sprach er sie laut und deutlich an: „Oh! Frau Benning! Guten Abend! Na, sind se auch da?“
„Was?!“, rief Frau Benning; sie hielt wie eine Muschel ihre Hand hinters Ohr und fragte den Pastor, was er gesagt hätte. Als Pastor kam er der Frau nun doch schon recht nah. Ganz dicht beugte er sich ihr zu und fragte das Gleiche noch einmal. Doch die Frau schaute ratlos ihren Mann an und fragte: „Wat!? Wat häff he sächt?!!“ „Er wollt‘ bloß wissen, ob du auch da bist!!“, dröhnte ihr Mann. Da nickte Frau Benning und sagte: „Soso. Das is jä nett von ihm. Dann sag‘ ihm män, dass ich hier sitze!“
Doch nu geiht et up Plattdpüütsch schön wieder:
Bücher von Otto Pötter aus dem Aschendorff Verlag Münster: Immer wieder „was Schönes von hier“.
Ick häb mi säggen laoten, dat nu gar nächtlicke Nostalgiefahrten met ne Damplok „in“ wären, weil sick us de Funken uut de Lok dann liekermaoten es besönnere Sternschnüppkes wieseden. Oh ja, so ne Damplok de kann all wat! As hier de Damploks noch dampten, sprööken se gar auk noch Platt!
Föhrde nao wat Zischen en Güterzug mit ne schwuore Damplock langsam an, hörde sick dat so an:
Puch, puch. Puch, puch … Help mi, help mi, help mi …
Wör de Güterzug dann in Fahrt, göng et:
Geht schon, geht schon, geht schon …
De Personenzug möök so:
Puchpuch, Puchpuch … Help mi, help mi, help mi … Geht schon, gehtschon, gehtschon …
Dann aower: Dankschön, Dankschön, Dankschön ….
Un de D-Zug:
Puchpuch, Puchpuch … Help mi, help mi … Geht schon, gehtschon, gehtschon …
Män statt Danke schön, dreihde de nu glieks flott up un schnuuwede wiethen üöwer de Gleise:
Nu schiet di wat, Schietdiwat, Schietdiwat, Schietdiwat …
Vörbi. De Damploks giff et längst nich mehr, se häbet uutdampet. Daoför suuset Fernzüge nu met 200 Stundenkilometers un mehr üöwer de Gleisen. Un nich bloß up de Bahnhöffs is van muorns bis aobends all’s up Trapp. Bi Urlaub geiht et glieks in Fleigers, aff in de wiede Welt. All’s geiht hopplahopp. Dör Exits piepet I-phones, Tickets orre gar Fahrkarten sind out. Up de Bahnhöffs göng et fröher erst es dör ne Sperre un up de Bahnstiege harren Aufsichtsbeamte dat Kommando, nich dat dao villicht noch eenen up dumme Gedanken kam.
In Dienst wör hier fröher den Aufsichtsbeamten Röttger. Dat was noch wuohl en fidelen Kerl. De Mann riemmselde sogar gerne. Fröög em eenen: „Wann fährt der nächste Zug nach Münster?“, anterde Riemmsel-Röttger: „Da setzen Sie sich nu män bei in Trapp, in zwei Minuten fährt er ab! Der Zug steht auf dem vierten Gleise. Also flott – und gute Reise!“
Annermaol moss nen Gentler in en Zug nao Hamburg ümstiegen. Up de Fraoge, wu lange he noch „Aufenthalt bis zur Abfahrt des D-Zuges“ härre, sagg Riemmsel-Röttger: „Der Hamburger Zug fährt um 18 Uhr ein. Das reicht noch gut für ein Gläschen Wein.“
Oh, nu harre Röttger aower sienen Mester funden. De werte Herr riemmselde glieks nett wat terügge. Goethe härre et nich biätter konnt. De beiden kreegen de richtig Spass an, so dat nich es mehr Tiet för dat Gläsken Wien bleef. Doch woll den Gentler sick weinßens noch ’n paar Zigarren für unnerweggens nao Hamburg kaupen. Dat dai he up den Bahnstiegkiosk auk. Fröndlick wu de Mann wör, dai he sick auk „angemessen“ bi Röttger verabschieden. He höölt em den Zigarrentuuten hen un spröök: „Mein lieber Herr Röttger, es war mir ein Vergnügen. Gern könn’n Sie eine Zigarre kriegen!“ Dao sagg Röttger nich Nää, doch riemmselde he jovial terügge: „Woll’n Se mir Gutes tun in ihrer Güte, so nehm ich gerne die ganze Tüte.“
„Raucher“, düsse Abteils giff et all lange nich mehr. Auk ansüss häff sick bi de Bahn vandage tüskentiets vull ännert. So giff et för Otto Normalverbraucher auk nich mehr de deerde Klasse met Holtbänke. Aower auk nich mehr de 1. Klasse met raude Polstersessel för de fiene Gesellschaft. Heini moss nu auk es maol deerde Klasse nao Hamm. Up Reisen konn Heini aower nich ohne Iätten. Doch well dachte daobi all an Speisewagens? Heini all gar nich! Also leit he sick guet wat infallen. Hatt gekuokte Eier wären daoför genau dat Richtige, dacht he sick. De smeert nich un sind noch wuohl gau verdrückt. Also stoppede he sick twee hatt gekuokte Eier in de Buxentask, jede Siete eenet, un loss göng et.
Unnerwegens steeg in Sendenhorst ’n drall Fraumensk to, sett’e sick de Bank em keegenüöwer un küerde em glieks de Ohren vull. Se harr ’n heelen Kuorf Eier bi sick. De woll se up ’n Markt in Werne verkaupen, sagg se. Doch well wüss all, wat dao alles togehörde, eher dat so ’n Eiken endlicks in’ Eierkuorf wör, üm wat Geld intobrengen? Un se küerde un küerde ohne Ende.
Heini wüss in sien Elend gar nich wohen. Dao dachte he sick: „Eher dat du hier dördreihs, moss du dao glieks wat an doon.“ Un et fööl em auk richtig wat debi in! „Ach“, sagg Heini, „könn Ji mi wuohl twee Eier verkaupen?“ Dat göng wuohl, meinde se. De Eier wären aower nich billig, denn reine Natur, dat härre sienen Pries. „Twee dicke witte bitte“, sagg Heini stump. „Giäne“, fuchelde de Frau nu in’ Kuof harüm, se kosseden twintig Pennig dat Stück. Unnerdem göng et nich, denn …“
„Hier sind vettig Pennig“, möök Heini en kuort End devan, „twee Stück un nu Ruhe bitte.“ „Ja, aower…“ „Frau, stört mi nich!“ sagg Heini, „ick häb Hunger.“ Daobi stoppede he sick de beiden Eier in de Buxentasken. Sodann keek he nu immer maol wier up de Uhr.
De Frau konn sick dat alle gar nich begrieplick maaken un keek gaffelig üm sick. Se sagg nu auk wieders nix mehr. Doch dann keek se up maol graut up. Denn: As guet 7 Minütkes rüm wören, greep Heini in de rechte Buxentask, tröck vörsichtig sien hatt gekuokt Ei heruut, tickte daomet an den Fenstergriff, pellde et aff un smeet de Eierschalen in ’n Asker. Dann beet he met Apptiet to. De Frau wüss nich, wat se söhg. Also so wat harre se noch nich seihn! Iähr feihlden de Worde.
Auk Heini sagg wieders nix. Sprechen bi’n Iätten sall man jä auk nich. Daoför slickskerde he met de Tung üm de Tiähne, pöck in de annere Buxentask un nahm sick dat twedde hatt gekuokte Ei vör. Tick, tick, tick, pellde he et wier aff un leit sick nu auk düt Ei guet smaaken. De Frau wör ratz van sick. „Ha“, meinde Heini un lickede sick den Mund, „so hatt gekuokte Eier sind doch immer wier lecker.“
Glieks woll de Frau de auk wat up säggen, doch dao stönn Heini up un göng ganz ruhig upt WC. Denn de twee rohen Eier von de Eierfrau, de wören em in de Buxentask nich geheuer. He smeet se int Kloo. Daobi lööt he sömms buobendrup auk noch en gueden Straohl Waater un spöölde üörnlick nao. So. Dat wör guet schafft!
As he trügge kam, fröög em de Frau vörsichtig: „Also, wu sall ick säggen? Mi is nu auk Apptiet up so ’n hatt gekuokt Ei kommen. Könnt Se mi nich auk noch wuohl gau eent kuoken?“ „Nä“, wünk Heini aff“, „dat härren Se mi iähr säggen mosst, ick häb jüst iäben dat Waater affguotten …“
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Pötter-Bücher aus dem Aschendorff-Verlag sind Klassiker der plattdeutschen Sprache. Jederzeit schön was zum Schmunzeln und Entspannen und immer auch ein originelles Geschenk „von hier“.
Volles Haus zur plattdeutschen Dämmerstunde mit Otto Pötter im Heimathaus Raesfeld
Der Heimatverein Raesfeld hatte zusammen mit dem örtlichen Bildungswerk zur plattdeutschen Dämmerstunde mit dem Schriftsteller Otto Pötter aus Rheine eingeladen. Vor vollem Haus und bei stimmungsvollem Licht servierte der Autor aus Rheine mit lebhafter Gestik und in unterhaltend ansprechender Art und Weise plattdeutsche Feinkost. Dabei gab er köstliche Häppchen aus seinem Buch „Heile, heile Hänsken“ zum Besten.
So machte er mit seinem anrührenden Gedicht „Ich sin de wier“ nach langer Abwesenheit auf die Rückkehr in seinen Heimatort aufmerksam, in dem sich nach Jahren viel gewandelt hatte und er „de Tiet nich mehr trügge dreihen“ konnte. Liekers wör he froh, wier to säggen: „Ick sin de wier“.
Neben Besinnlichem, was Herz und Seele fein berührte, unterhielt Otto Pötter die zahlreichen Gäste auch famos mit kurzweiligen Geschichten und Gedichten. So, als er beispielsweise aus „Käthes Kurzwarenladen“ erzählte, wo es nicht nur „Knöppkes un noch maol Knipp-, Knapp-, Knöppkes“, sondern obendrein immer noch manch guten Rat fürs Leben gab. Auch „de Schüötte von Möhn Marie“ war für alles gut, aber nicht nur „äs Pottlappen“, sondern ebenso zum „Hande affwisken, Fleigen wegbandieseln und Schnöttern van de Kinder“. Köstlich!
Bei dem kurzweiligen Vortrag von Otto Pötter zeigte sich der Autor als Meister brillianter Alltagsgeschichten, in denen Facetten des täglichen Lebens aufleuchten, humorvoll aber auch „sachtsinnig“, stets mit einem feinen Gefühl für das Besondere. So sind auch seine Bücher nicht nur „einfach mal was auf Platt“, sondern etwas Besonderes für jeden heimischen Bücherschrank und beste niederdeutsche Lektüre. Dass er es – wie heute kaum ein anderer – „drauf hatte“, bewies der Meister des Plattdeutschen fabelhaft an diesem schönen Abend. Die Zuhörer waren vom Dämmerstündken begeistert und dankten mit viel Applaus.
Den Melkbuur Löcken was mit sienen nie’en Bullitransporter män eenmaol guet tofriar. Un mit de nie’e Straßenverkehrsordnung kam he auk wuohl terechte. Daoför wör he heelmaol best geschäftsmobil. Mit den blitzblanken Melktank derin, göng kien Griff mehr fehl un de Melke leip män so in Pötte un Düppen. Löcken wüss genau, wuvull Liter för wat Lüe in de Melkpötte moss. Fröhmuorns, wenn all’s noch schlööp, stönnen de Pötte ja all all vör de Döören. Laaterhen küerden dann wat Fraulüe in‘ Bademantel noch wuohl gern mit em. Doch wüss de Melkbuer wuohl, daomit ümtogaohn. Geschäft göng vör, süss kaim he ja auk gar nich rund debi. An sick lött sick denn auk bi Löcken noch wuohl säggen: „Er wandelte in Ehren auf seinen Pfaden“, Spruch des Herrn.
Up ’n Friedag maol wör he fröhen Naomeddag all mit siene Runden feddig. So konn he den Dag üöwer noch guet änners wat doon. Drüm föhrde he flott nao Huuse. Dat göng auk ganz guet dao up den langen End von de Wadelheimske Chaussee. Dao söhg he wiet vör sick, up de verkehrde Straotensiete, nen Radler rümtrampeln, so dat Löcken, gemäß den § 1 von de Straotenverkehrsordnung, mit dat Tempo trüggegöng. Wör auk guet so, denn kuort vör em dreihde den Flitzfink ohne Handwieser eenfach twiärs üöwer de Straote un böög ossig in de Wieskentraot herin.
Deibel nä! Dat konn Löcken nich dörgaohn laoten. As he den Renner up sien Rad vörsichtig inhaalt harre, söhg he, dat et Bruno uut Landersum wör. Löcken dreihde de Schiewe runner un sää: „Du, Bruno, du bis iäben, ohne Handteeken un ohne di ümtokieken, twiärs üöwer de Straote föhrt. Also, wenn miene Bremsen nich so guet wären, härre et dat gröttste Unglück geewen konnt!“
Schnuuwend steeg Bruno von sien Rad, reckte sick piel dör, keek Löcken nickoppend an un mennde: „Jaja, Löcken, ick weet, ick weet. Bremsen sind ganz wichtig. Dao häw Ji wuohl recht, Bremsen mött‘ immer guet in Schuss sien!“