Ick bin Otto Pötter uut Rheine. Dat lich dicht an de Grenze tüsken et Mönster- un Emsland. Et is auk ne plattdüütschke Spraakgrenze. So is dat nu maol, Platt un Platt, dat is nich immer eens. Drüm säch ick et unner us es so: Lutt use Plattdüütschk auk hier un dao immer maol wier anners, so versteiht man et von Grund her dennoch wuohl. Denn well sick mit Plattdüütschk befasset, de mott sick de auk in giebben. So is dat auk mit dat Liäsen von plattdüütschke Bööker. Man mott sick dao bloß ’n bettken mit befassen, dann geiht et.
Über Otto Pötter
Ick bin Otto Pötter uut Rheine. Dat lich dicht an de Grenze tüsken et Mönster- un Emsland. Et is auk ne plattdüütschke Spraakgrenze. So is dat nu maol, Platt un Platt, dat is nich immer eens. Drüm säch ick et unner us es so: Lutt use Plattdüütschk auk hier un dao immer maol wier anners, so versteiht man et von Grund her dennoch wuohl. Denn well sick mit Plattdüütschk befasset, de mott sick de auk in giebben. So is dat auk mit dat Liäsen von plattdüütschke Bööker. Man mott sick dao bloß ’n bettken mit befassen, dann geiht et.
Das Hochdeutsch ist eine Schriftsprache, das Niederdeutsch hingegen eine Lautsprache ohne eine allgemeinverbindliche Orthographie. Es gibt nicht „das richtige Platt“. Meine Schriftweise entspricht weitgehend dem sogen. Wibbelt-Platt, nach dem plattdeutschen Dichter und Pastor Augustin Wibbelt (1862 – 1947). Da alle meine Bücher „mit einem weit reichenden Radius“ (nördlich bis ins Emsland, südlich bis an das Ruhrgebiet, westlich bis an die holländische Grenze und östlich bis in Ostwestfalen hinein) im Aschendorff-Verlag Münster erscheinen, ist auch eine weitgehend angepasste Schreibweise unumgänglich. Das bedingt, über die jeweiligen Sprachgrenzen hinaus, Formulierungen und Schreibweisen, die mehr oder weniger allgemeinverständlich sind. Daher sind auch (in Klammern gesetzt) besondere Ausdrücke und Redewendungen mit hochdeutschen Übersetzungen versehen.
Was dem Leser vielleicht schwierig erscheint, zeugt andererseits von der Vielschichtigkeit dieser alten Sprache, älter noch als das Hochdeutsch und einstmals sogar die Sprache der Hanse. Heute zeigt sich uns das Plattdeutsch in unserer Region immer noch durch historisch gewachsene Sprachgrenzen, womit auch die Ausdrucksweisen variieren. So redet man in Rheine und um Münster herum „dat Mönsterlänske Platt“, auch „Kleiplatt“ genannt (sprechen = küeren). Nördlich von Rheine, in Niedersachsen spricht man das Platt breiter, behäbiger; es ist „dat Emslännske Platt“ (sprechen = praoten). Südlich, so ab Recklinghausen, klingt „ohne groot Vokabels un Schisselameng“ das Ruhrgebiet mit durch (erörtern = bekaakeln) und westlich, Nahe der niederländischen Grenze, wird „Sandplatt“ gesprochen.
Bei all dem hielten Katholiken (Katholschen) und Protestanten (Luddersken) früher Abstand, was auch wiederum Sprachspuren hinterlassen hat.
Das Niederdeutsche ist also alles andere als eine homogene Sprache. Die niederdeutschen Dialekte weisen aber infolge ihrer gemeinsamen Herkunft eine ähnliche Grundform auf, so dass jeder, der „sein“ Platt kann, auch „das andere Platt“ versteht.
Wurde es aber früher offiziell, so bediente man sich (über Dialektgrenzen hinweg) der hochdeutschen Kanzleisprache. In der hochdeutschen Grammatik ungeübt, kam es oft zu ungewöhnlichen Ausdrucksweisen; so jemand sprach dann „Hauchdüütsch mit Striepen“.
Analog dazu steht bis heute im Katholizismus das Kirchenlatein. Doch nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) forderte die Konstitution „Sacrosanctum Concilium“ (1963) in der Liturgie mehr den Gebrauch der jeweiligen Landessprache. Wurden die kirchlichen Grundgebete ohnehin seit Jahr und Tag hochdeutsch gesprochen, fand die plattdeutsche Sprache nur in recht bescheidendem Maße Eingang in Kirche und Andacht. Von daher war für mich „Dat plattdütsch Gebiädebook“ eine besondere Herausforderung – siehe Menü: Geistlicket up Platt.
Aus vielen Zuschriften meiner Leserinnen und Leser aber weiß ich, dass alle „Pötter-Bücher“ mit etwas gutem Willen („man mott sick de auk ’n bettken mit befassen“) auch gut zu lesen sind. Mein Tipp: Lesen Sie leise vor sich hinsprechend, dann liest es sich leichter und es klingt zugleich recht natürlich, was beim Lesen denn auch oft schmunzeln lässt. Ja, Plattdüütsch lesen, dat is immer recht plaseerlick.
Bild: Privat
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Plattdeutsche Pötter-Bücher zu jeder Gelegenheit ein originelles Geschenk „von hier“.
Wat wäre use Demokratie ohne Versammlungsfreiheit, ohne Patteien, Vereine un süss alle noch so Versammlungswillige? Mensken kommet tohaupe, de nich bloß in Huuse klucken willt un auk ansüss wuohl gern wat doon willt. Dat sind guede Demokraten.
So es Willi, de sick nu wier in Fröhjaohr üm de Spreenkastens (Nistkästen für Stare) kümmert. Dao draff he bi so vull Werken an de friske Luft in de Versammlung auk wuohl es schlaopen. Daoför is Mathilde ümso niäriger (munter) debi. Mathilde stricket nu all wier Pullunder för den Wiehnachtsbasar. Bi so Sitzungsversammlungen gaoht iähr de Maschen män eenmaol flott von de Hande. Fritz is auk immer demet bi. He sitt äs „Wegewart“ vörne in de erste Riege. Häff he inhuuse auk nich vull to melden, so bläs he sick in de Gemeindeversammlungen ümso mehr up. Un dann noch so alle siene wichtigen „Streckenbegehungen“! Dao kann he sick män eenmaol guet söwwst mit uut en Huuse küeren.
Doch nu bämmelt auk all de Vörsitzende met siene Klock. He beginnt: „Liebe Anwesenden, ich begrüße euch alle und danke jedem einzelnen für sein zahlreiches Erscheinen. Besonders begrüßen möchte ich zu dieser Frühjahrsversammlung heute den Amtmann Sievers vom Bezirk. Noch is er nich da und so müssen wir ohne ihn anfangen. Es geht um die Wege und Plätze im Dorf. Fritz, du hast das Wort.“
Fritz steiht up un säch glieks, se wären „restlos im Eimer“, de Straoten un Wiäge. He könn et nich änners säggen. Ganz schlimm. Bloß noch Mutke und Driete (Matsch und Dreck). „Dat geiht so nich wieder!“, röpp Trudchen detüsken. Statt sick mit Handteeken to melden, röpp Trudchen doch nu immer schnippsk detüsken. Se wäre dat lange all leed! Man mösse apatt es ‘n anner Wort mit düssen Amtmann Sievers küeren!
Hö? Dao küerde he all füffteihn Jaohr mit, röpp Fritz fuchtig terügge. Schinn et aower sowiet, möök den Amtmann glieks wier nen Streek dör de Riäknung. Deibel nä, et wäre de gar kien Doon an. „Dann mött wi de endlicks söwwst wat an doon!“, röpp Trudchen kiebig, dat Fröhjaohr wochede nu maol nich. Oh, de Lüe trummelt up de Diske debi! Ha, Mathilde rutskede ne Laufmasch debi wech. Et geiht de graut bi her.
Alle willt glieks wat doon, üm „das Verkehrsnetz zu verbessern“. „Laot‘ us forts män mit den Amselpatt anfangen!“, röpp Gustav, de süss nix säch. He wuohnt dao niämlicks Nummer füffteihn. Oh, wat batz ne Wehrerie in‘ Saal! Womit bloß anfangen? Et schinnt, et geiht drunner un drüöwer.
De Vörsitzende bämmelt met de Klock detüsken un röpp: „Godorri! Sachte an! Es scheint bis zu weiteren Versammlungen noch Beratungsbedarf.“ Drüm woll he „beizeiten eine neue Versammlung anberaumen“.
Män to. Dat Jaohr is auk män jüste anfangen. Vull Tiet noch för Versammlungen. So könnt wi auk glieks guet wier wat för use Grundgesetz mit de Versammlungsfreiheit doon. Dao kniep wi nich vör uut. Nänä. Wi sind hier guede Demokraten.
Plattdüütske Bööker von Otto Pötter bi Aschendorff Mönster Alltiets wat Schöns von hier!
Es schien eigentlich alles ganz nett. Sehr informativ und unterhaltsam, die Jubiläumsveranstaltung „500 Jahre Kirchengemeinde Sankt Dionys“. Der Saal war voll. Bis zum gemütlichen Teil fehlte nur noch der Festvortrag des Herrn Professor Dr. von Zweydorff von der Theologischen Fakultät der Universität Münster zum Thema: „Die Kirche im Wandel der Zeit“. Der Herr Professor prüfte auch vorne schon das Mikrofon: „Eins, zwei drei …“ Oh, ein Schall mit Hall. Das müsste etwas dezenter klingen. Also noch einmal: „Eins, zwei, drei …“ Nun klang die Stimme klar und frei. „Können mich auch alle hören?“ Nicken im Saal. Alle können gut hören. Gut so. Nun denn: „Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist mir eine Ehre, zum heutigen Jubiläum der Kirchengemeinde Sankt Dionys …“
Und das, was der Kenner sagte, war einfach ein Gedicht. Nein, ein Gedicht war es selbstverständlich nicht, aber es klang doch alles wohl gesetzt und feierlich. Der Professor sagte sogar noch so einiges auf Latein. Das musste wohl so sein. Es klang denn auch ganz fein. Eigentlich ganz nett, so dass der Vortrag schon bald mit Applaus gut überstanden war.
Nun fand auch der Herr Pastor noch einige warme Worte, also dass er sich freue über die große Anzahl der Gläubigen, die der Kirche auch in diesen unruhigen Zeiten die Treue hielten. Eigentlich ganz nett. Und … ja, dass es an sich ja auch eigentlich gar nicht ohne Gläubige in der Kirche gehe. Angesichts dessen gelte auch sein großer Dank … Und dann aber: Applaus, Applaus! Getrommel auf den Tischen.
Nun konnte auch endlich der gemütliche Teil des Abends beginnen. Die Musik stimmte schon einen Walzer an, während die Herren behutsam ihre Anzugjacken über die Stuhllehnen hängten, hier und da die Damen ihre buntseidenen Halstücher lüfteten und die Ober flink wurden. Eine gute Gelegenheit für den Pastor, nun auch einige persönliche Worte mit den Gästen zu wechseln. Man sagt ja hier den Emsköppen nach … Ach, sie sind doch eigentlich ganz nett. Was die Leute nicht alles so sagen. Der Pastor kannte wohl seine Schäfchen.
Nett wie Pastor war, ging er von Tisch zu Tisch. Da kam er auch an den Tisch, wo der Kartoffelbauer Benning senior mit seiner Frau saß. Sehr schön. Denn schon seit Jahren kamen Pastors Kartoffeln von Bennings Hof. Eine gute Gelegenheit, um ein paar besonders nette Worte zu tauschen. Also, Ladys first. Nun ja, der Pastor wusste, dass die Benningsche schwerhörig war. Drum sprach er sie laut und deutlich an: „Oh! Frau Benning! Guten Abend! Na, sind Sie auch da?“
„Was?!“, rief Frau Benning; sie hielt ihre rechte Hand hinters Ohr und fragte den Pastor, was er gesagt hätte. Als Pastor kam er der Frau nun doch schon recht nah. Ganz dicht beugte er sich ihr zu und fragte das Gleiche noch einmal. Doch die Frau schaute ratlos ihren Mann an und fragte: „Was? Was hat er gesagt?“ „Er wollte bloß wissen, ob du auch da bist!!“, dröhnte ihr Mann. Da nickte Frau Benning und sagte: „Soso. Is ja nett von ihm. Dann sag‘ ihm män, dass ich hier sitze!“
Bücher von Otto Pötter aus dem Aschendorff Verlag Münster: Immer wieder „was Schönes von hier“.