Melodie: Die Vogelhochzeit
Text: Otto Pötter

Bild: pixabay

Well nu nich deftig mit us singt,
daomit et auk schön lustig klingt:

Bi den stimmt wat nich,
bi den stimmt wat nich,
bi den stimmt bestimmt wat nich!

Well Waater drinkt, statt Wien un Beer
un daobi auk noch kick lück quer:
Bi den stimmt wat nich …

Well fromm döt mit den besten Tipp
un dann in‘ Düüstern Katten knipp:
Bi den stimmt wat nich …

Well Holt genoog häff vör de Düör
un haalt sick anners mehr noch her:
Bi den stimmt wat nich …

Well gaffelt giän in griese Haor,
giff Müülkes gar sien Schwiegermuor:
Bi den stimmt wat nich …

Well danzet es nen Iesegrimm
un schmitt gar wööst noch Stöhle üm:
Bi den stimmt wat nich …

Bild: pixabay

In‘ Fröhjaohr föllt nao Schnee un Frost
lück warm den ersten Riägen.
Dann, Sommerdag, föllt Sunnenschien
un döt de Blaiten hiägen.

In‘ Hiärwst, dat Laow föllt daale sacht,
in‘ Winter föllt wier Schnee.
Sternschnüppkes fallet in de Nacht –
wat auk dao föllt, et döt nich weh.

Alltiets föllt immer maol wier wat,
un auk de Lack föllt von us aff…
Doch föllt us auk wat to – un dat
mäck männigmaol us baff.

Wenn dann de lesste Vörhang föllt,
föllt nix hier mehr so för us aff.
Bloß noch ’n Schüppken Erde wuohl
föllt up de Kist‘ an‘ End in‘ Graff…

Melodie: Schornsteinfeger ging spaziern
Text: Otto Pötter

Bild: pixabay

Schosteenfiäger göng spazeern,
Schosteinfiäger göng spazeern, göng spazeern,
Schosteinfiäger göng spazeern.

Kam he an nen Ständerhuus (Fachwerkhaus) …

Wör ne Deern dao, Ei der Duus …

Wicht, säch, wiss du mit mi gaohn …

Mott ick erst mien Moder frao’n …

Moder, draff ick mit em gaohn …

Moss du erst es Papa frao’n …

Papa, draff ick mit em gaohn …

Nää, mien Deern, dat draffs du nich …

Beide naiden stiekum uut …

Vaa un Moder ächteran …

Fierden wanner Hochtiet dann …

Laate göng et dann int Bett …

Doch wör dat dann noch recht nett nett …

Schosteenfiäger fiägte schön.
Schosteenfiäger fiägte schön, fiägte schön.
Schosteenfiäger fiägte schön!

Der Feuilleton-Chefredakteur der Westfälischen Nachrichten, Johannes Loy, gab in der Wochenendausgabe vom 1./2. Dezember 2012 den Buchtipp:

Bild: Signatur Eckers

Bild: Signatur Eckers

„Otto Pötters Bücher sind immer willkommene Lesefeinkost. Die plattdeutschen Geschichten beleuchten Alltägliches und sind mit ihren kleinen feinen Weisheiten häufig einleuchtender und treffender als die großen Sinngebilde der Dichter und Denker.“

Der weithin bekannte Autor aus Rheine erweise sich mit seinem neuesten Buch „Bömmskes un Bömmelkes“ einmal mehr als ein Könner fein pointierter Kurzgeschichten. Unterhaltsam, hintersinnig und gemütvoll zeichne er Leben, Alltag, Jahreslauf und die seelischen Regungen der Menschen des Münster- und Emslandes nach – zwischen Frühjahr und Herbst, zwischen Elternhaus und Schule, beim Arzt und Advokaten, unterwegs auf Pättkes oder Straßen ebenso wie am heimischen Herdfeuer.

Dabei zögen die ansprechenden Illustrationen des Berliner Künstlers Markus Pötter den Leser feinfühlig in die Geschichten und Gedichte hinein. Pötter schriebe zeitlos schöne Bücher zum Nachdenken und Schmunzeln, gemacht für meditative Augenblicke ebenso wie für gemütliche Leseabende.

Et wör so Medde September 1935 un nen schönen Spinnkoppeldag (Altweibersommer). An nen fröhen Naomeddag satten up de Verande van et Pfarrhuus den Pastor van Stemmert met siene Frau, samt den Rheinsken Dechanten bineene un drünken Koffie, üm sick „in brüderlicher Eintracht“ to berao’n. Dat de Ludderschen un de Kathoolschen in guede Maneer tohaupe an‘ Dischk satten, wör recht ungewüöhnlick, göng ansüss doch de eene Sorte de annere Sorte Glöwige uut ’n Weg. Doch ungewüöhnlicke Vörkömmnisse verlanget nich selten auk ’n ungewüöhnlick Verhollen. För de Geistlichkeit lag dr niämlicks mächtig wat in de Lucht. Denn de Nazis harren de Kerken up ’n Kieker, reipen up to nen „Kirchenkampf“ un harren all so wat es ne „arteigene germanische Glaubensgemeinschaft“ in‘ Kopp. Dat göng to wiet. So nich! Dao wollen se van buoben büs vör Ort nu aower wat an doon. Kick, daoher düsse ungewüöhnlicke Verandarunde in Stemmert.

De Sönne dai et noch wuohl, doch de Natur harr et all met ’n Hiärwst to doon. Schön un guet, dat Buutensitten, doch Pastorsfrau wör unnen rüm män lück empfindlick, drüm harr se all den langen warmen Brokatrock antrocken. Nu ja. Dao passeerde et nu, dat up maol nen Bengel van Hasen uut ’n Struuk sprüng un sick vör Schreck jüst unner den grauten Rock van Pastors Frau verkrööp. Godorri! De guede Frau krieskede et män so uut.

De Herr Pastor wör aower glieks Manns genoog, sprüng up de Knei, fuchelde unner’n Rock van sien‘ Frau harüm un kreeg den Hasen geistesgegenwärtig to packen. Oh, wat ’n Kriöl un Geroop daobi! Ganz Herr der Saake göng he met dat Dier stump dör in‘ Schoppen. Eher dat se an‘ Dischk wier Worde fünnen, stönn den Pfarrer de auk all wier – un den Hasen wör all afftrocken. So freiden se sick up ’n lecker Braoden, „selbstverständlich auch mit dem Herrn Dechanten“.

Doch oh je. Met nen Fernkieker harr dat van wieden jüst den nieschierigen Rottenfänger (Kammerjäger, Schädlingsbekämpfer) Rotthues spitz kreegen, de alltiets all nen grauten Pick up de Kerke harr. Drüm möök he Anzeige „in Sachen Wilddieberei von Seiten des Burgsteinfurter Pastors“. Un dat göng nu gar bis vör’t Amtsgericht in Rheine!

Dao mööken de gelehrten Herrns in iähre langen Talare auk ’n graut Buhai. Jeminee, se slörden een ümt annere dicke Gesetzesbook ran un brööken sick de Köppe uuteneene van wiägen all dat Jagen so in‘ Allgemeenen un in‘ Besönneren. Män sovull se sick auk wat met de Parregraofen üm de Ohren smeeten, et pöss un pöss nich so recht met den Hasen up Pastors Veranda.

Den Richter ruttkede all wehrig up sienen grauten Stoohl harüm un spröök: „Angesichts der Theologenpräsenz wäre viellicht so etwas wie eine waidmännische Ökumene hilfreich“, nu höößelde he lück verliägen, „also sozusagen gewissermaßen eine ausgleichende geistliche Reflexion dieser strittigen Frage.“

Oh, dao keeken de haughen Herrns nu aower bi up! Glieks vöran kreeg nu den Dechanten dat Wort „für einen vernünftigen Vorschlag“. Dao könn he wuohl met helpen, mennde he un sagg: Man könn et jä dreihen es man woll, aower de Jagd dao unner den Rock van Pastors Frau, de könn un droff – auk ganz in‘ ökumenschken Sinne – män eenzig un alleen bloß Pastors Saake sien.

Kick, dat satt! Auk wenn de Affkaoten lück de Aogen verdreihden, klappten se nu män iähre dicken Gesetzesbööker to – un glieks drup verkünnede den Richter auk all: „Freispruch“.